Kolonialismus. Der Eroberer ist nicht automatisch ein schlechterer Mensch als der Eroberte. Aber er müsste ein besserer sein. So wie der Besitzer eines Autos kein schlechterer Mensch ist als der ohne. Aber sein Gefährdungspotential und sein Machtradius sind ungleich höher. Also muss er vernünftiger und moralisch gefestigter sein als der Fußgänger. Deshalb darf er nicht trinken. Der Straßenbau im Interesse der Autofahrer drangsaliert und engt den Fußgänger ein, ohne dass der einzelne Fahrer dies beabsichtigt. Aber er ist Nutznießer. Der Kolonialismus drangsaliert und unterdrückt die eroberten Völker, ohne dass der einzelne Kolonialist dies unmittelbar unterstützen muss. Das aber enthebt weder den Autofahrer noch den Kolonialisten der Verantwortung. Darin liegt die Schuld des Kolonialismus. Macht erfordert mehr Moral als keine Macht.
Deshalb passiert es auch leicht, dass Menschen, die aus der Machtlosigkeit zur Macht gelangen, auffallend unmoralisch handeln. Mit dem Ende des Kolonialismus in Afrika gelangten viele Menschen dort zur Macht, aber zu wenige zur Verantwortung.
Das ständige Schuldgefühl gegenüber Afrika verdeckt diese Tatsache. Darin liegt das eigentlich Diskriminierende gegenüber Afrikanern: Es unterstellt Mangel an Eigenverantwortung, Bewusstheit, Schuldfähigkeit bei ihnen, weil alle Fehlentwicklungen der anhaltenden Dominanz der Weißen zugeordnet werden. Es sagt den Afrikanern: Ihr bleibt ewig Kinder, denen geholfen werden muss, oder geistig zurückgebliebene Erwachsene, für die strafmildernde Umstände gelten. Wenn was schief läuft, sind wir schuld.
Andernfalls müsste man über die Zustände in vielen von Schwarzen geprägten Ländern empört sein.